St. Cyriaci-Kirchengemeinde Dorste


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24. Juli 2014

Bilder > Kirche


Der weiße Geist an der Kirchenmauer

Andreas war wohl ein Nachkomme von Guste Lüer. Allerdings ist diese Geschichte, die ich euch jetzt erzählen möchte, noch nicht lange her und hat sich in Dorste wirklich zugetragen. Diese Erzählung handelt zwar von der Geisterstunde und von Spukgestalten und ist zwischendurch sehr gruselig. Doch kann ich euch beruhigen: Es gibt in Wirklichkeit gar keine Gespenster und keine Geisterstunde, und am Schluss löst sich diese Geschichte in einen derben Dumme-Jungen-Streich auf.

Andreas, von seinen Freunden „Andy“ genannt, hatte eine Schwäche: Wenn er nachts allein von der Gastwirtschaft nach Haus ging, überfiel ihn eine panische Angst, besonders wenn er an der Dorfkirche auf dem Kirchberg vorbei gehen musste. Dann dachte er daran, dass früher um die Kirche herum der Friedhof des Dorfes war. Man konnte noch die weißen Überreste der Grabsteine auf dem Boden erkennen. Wenn der fahle Glanz des Mondlichts die weißen Steine beschien, erinnerte er sich an die vielen Gruselgeschichten, die man sich erzählte, auch daran, dass in einer Gruft in der Kirche die Särge der Hedemanns, einer alten Dorster Familie, aufbewahrt wurden.

Ihm rutschte immer das Herz vor Angst in die Hose. Eines Nachts ging er wieder über den Kirchberg. In dem Moment schlug die Kirchturmuhr zwölfmal. Der Glockenklang brauste in seinen Ohren: „Geisterstunde! Geisterstunde!“ „Wenn ich doch erst an der Kirche vorbei wäre!“, seufzte er. Und dann – mit einem Mal verließen ihn die Kräfte, er begann zu zittern und zu beben: In der Kirchenecke, da wo in dem düsteren Gewölbe die Edelleute Hedemann aufgebahrt waren, stand ein kleines weißes Männchen.

„Huhu! Huhu!“ wisperte eine düstere Stimme. Andy starrte das dünne Männchen entsetzt an. „Huhu!, Huhu!“ Und schon wankte das dünne Männchen mit schwankenden Bewegungen direkt auf Andy zu. Immer wieder und immer drohender erklang das „Huhu! Huhu!“ Keine fünf Schritte war der Geist von Andreas entfernt, als die Spukgestalt plötzlich zu wachsen begann, breiter wurde und in die Höhe wuchs, immer dicker und größer und drohender. Jetzt schwebte das Gespenst noch näher zu ihm heran. Es war mindestens doppelt so groß wie Andreas und breit wie eine Tonne.

Als das fürchterliche Gespenst plötzlich mit einem grässlichen Geheul auf Andy zustürzte, nahm dieser seinen ganzen Mut zusammen und lief so schnell er konnte, in der entgegengesetzten Richtung davon. Ohne sich umzudrehen, rannte, hastete und stolperte er zur Gastwirtschaft zurück. Ganz außer Atem berichtete er seinen Freunden von dem fürchterlichen Geist an der Kirchenmauer. Seine Freunde beruhigten ihn und brachten den vor Angst schlotternden jungen Mann nach Haus.

Am nächsten Morgen sagte einer der Freunde zu den anderen: „Ich glaube, wir haben unseren Scherz mit unserem Freund Andy doch etwas zu weit getrieben. Das war nicht gut, was wir gestern in der Mitternacht ausgeheckt haben!“ Die anderen nickten beschämt. Was war geschehen? Die Freunde hatten sich mit einem alten Gartenschirm, über den sie ein Bettlaken gespannt hatten, an der Kirchenmauer versteckt. Und als Andreas vor ihnen auftauchte, hatten sie den Schirm hin und her und auf und ab geschwenkt und dabei grässliche Laute von sich gegeben. Als sie schließlich direkt vor Andreas standen, öffneten sie den Schirm langsam und ließen den „Geist“ zu einem wahren Ungetüm anwachsen.

Als Andy von dem Streich seiner Freunde erfuhr, war er anfangs sehr wütend und schwor ewige Rache, doch schließlich beruhigte er sich und war froh, dass das Erlebte kein Spuk, sondern nur ein Dummer-Junge-Scherz war.Trotzdem ist Andreas danach möglichst nicht in der Geisterstunde nach Haus gegangen – lieber etwas später – und wenn, dann vermied er es, den Kirchberg auf seinem Nachhauseweg zu überqueren, sondern machte einen großen Umweg.

Quelle: Dorster Sagen




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