Rezepte-Blog

Eine kulinarische Entdeckungsreise
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Infos zu armenischen Festtagsrezepten
Veröffentlicht von Ralf Gießler in Allgemein • 02.12.2021 16:41:47

Armenische Festtagsrezepte für Haupt- und Vorspeise

Armenien ist ein kleines Land in Vorderasien und ist auf dem Globus zwischen Aserbaidschan, Georgien, Iran und Türkei zu finden. Ein traditionsreiches und -bewusstes Land am Kaukasus gelegen mit einer einzigartigen Kultur und einer nicht minder besonderen schmackhaften Küche. Armenien blickt mit Stolz auf eine über 6000-jährige Geschichte zurück. Bereits 301 nach Christus erklärte es das Christentum als erstes Land der Welt zur Staatsreligion. Bis zum heutigen Tag künden 1700 Jahre alte, aber gut erhaltene Kirchen davon. Nach wie vor hat der christliche Glaube einen sehr hohen Stellenwert und ist fest in der Bevölkerung verankert.

Der biblischen Legende nach soll einst Noah mit seiner Arche auf dem Berg Ararat gestrandet sein. Er ist DER Sehnsuchtsberg der Armenier schlechthin, auch wenn er jetzt in der Türkei liegt. Das heutige Armenien ist deutlich kleiner als zu früheren Zeiten. Viele Armenier haben in der Vergangenheit ihre Heimat verlassen (müssen) und leben über den gesamten Erdball verteilt. Seit Jahrhunderten gibt es armenische Gemeinschaften in Georgien und im Iran. Viele immigrierten im 19. und 20. Jahrhundert in europäische Staaten, beispielsweise nach Russland, Frankreich, Großbritannien. Aber auch bei uns, im Libanon oder den Vereinigten Staaten von Amerika fanden und finden nicht wenige Armenier ein neues Zuhause.

Doch zurück zur Küche. Weihnachten und andere Feiertage stehen bald vor Tür. Wie wäre es denn, wenn Sie Ihre Familie dieses Jahr mit armenischen Speisen überraschen? Über den sprichwörtlichen Tellerrand zu schauen schadet nicht und wird Ihren kulinarischen Horizont bestimmt erweitern. Als Auftakt möchte ich Ihnen Ghapama vorstellen. Es handelt sich dabei um ein Kürbisgericht, was in Armenien als Vor- oder Hauptspeise sehr beliebt ist. Besonders zu Weihnachten und Silvester wird der gefüllte Kürbis gerne zubereitet. Das Gericht schmeckt natürlich auch bei anderen Feierlichkeiten.

Im Armenischen bedeutet Ghapama "Unter einem Dach" beziehungsweise "Unter einem Deckel". Warum der Name sehr passend ist, erschliesst sich spätestens bei näherer Rezeptbetrachtung. Übrigens dürfte es wohl das einzige Gericht sein, welches ein eigenes Lied hat. Beim Servieren darf das Volkslied "Hey, jan, Ghapama!" ("Hey, süßes Ghapama!") nicht fehlen. Das Lied beschreibt zuerst die Zubereitung. Anschließend erzählt es, wie der Duft immer mehr Freunde und Verwandte anlockt, bis sich am Ende 100 Menschen daran erfreuen. Traditionell stimmen noch heute alle Anwesenden mit ein, wenn der Kürbis hineingetragen und serviert wird. Es gibt verschiedene Interpretationen des Liedes, angefangen von bekannten Volkssängern bis hin zur armenisch-kalifornischen Metalband "System of a Down":

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Essen ist in Armenien nicht nur ein reiner Akt der Sättigung. Es ist wichtig, da man etwas teilt und sich dabei anderen mitteilt. Das Essen hat auch immer eine christliche Komponente. Man sagt, der Gast komme von Gott, einfach nur essen sättige zwar den Körper, die Seele aber bleibe hungrig. Der runde Kürbis mit Deckel symbolisiert bei Ghapama die Welt, die Reiskörner die Menschheit, die Aprikosen und Rosinen die unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Mit anderen Worten, alle Menschen leben "unter einem Deckel", auf einer Erde, sitzen also "in einem Boot", das bedeutet der Name des Gerichtes.



Ghapama - Armenisches Festtagsrezept
Veröffentlicht von Ralf Gießler in Rezepte - Armenien • 01.12.2021 14:57:42