St. Cyriaci-Kirchengemeinde Dorste


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Von heiligen Windeln und Hosen

In diesem Jahr war in Aachen wieder die Heiligtumsfahrt. Wie alle 7 Jahre, wenn nicht gerade eine Pandemie da-zwischenkommt. Viele Menschen fahren nach Aachen, ein großes Event mit Konzerten und Kultur und Begegnungen und Gottesdiensten. Und eben auch den Heiligtümern im Aachener Dom. Und zu denen gehören – die Windeln Jesu. Von denen möchte ich erzählen.

Ich könnte jetzt natürlich meine protestantische Nase rümpfen und sagen: „Als ob das die echten Windeln von Jesus sind, die da in Aachen gezeigt werden! Heilige Windeln – so ein Unsinn!“ Aber ob diese Windeln echt sind, ist letztlich nicht so interessant. Wohl auch für die Pilgerinnen und Pilger nicht. Und mir gefällt es, dass da in Aachen an die Windeln Jesu erinnert wird. Warum? Es ist für mich ein Zugang zu dem, was wir Weihnachten feiern: die Mensch-werdung Gottes. Immerhin werden die Windeln ja auch zweimal in der Weihnachtsgeschichte erwähnt: Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln … Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt … Warum sind die Windeln so wichtig? Was soll ein Neugeborenes schließlich sonst anhaben?

Die Windeln – die stehen für Gestank und Kot, für Unangenehmes und für das, was uns peinlich ist. Für das, „was uns stinkt“. Was manchmal „beschissen“ ist in unserem Leben. Sie stehen auch für unseren Körper, der riecht und schwitzt und verdaut. Sie stehen auch für unsere Hilfsbedürftigkeit und Angewiesenheit. Für all das, wofür wir uns manchmal schämen. Erwachsenen ist es ja manchmal sehr peinlich, wenn sie Windeln tragen müssen. All das sind wir Menschen aber. Es gehört zu uns. Und all das hat Gott angenommen, als er in Jesus Mensch wurde. Unser Leben mit seinen schönen und seinen banalen Seiten. Mit himmlischem Glanz und Schmutz. Gesang der Engel und Windeln.

Deshalb können wir auch alles mit zur Krippe bringen. Zu Christus. Alles hat dort Platz. Das, was glänzt und strahlt. Das, was uns peinlich ist. Unser ganzes Leben. Zu den Windeln in Aachen gibt es noch eine Geschichte. Man nannte sie früher auch die Hosen des heiligen Josef. Als Jesus geboren wurde, so wird erzählt, hätten Maria und Josef keine Windeln zur Hand gehabt. Da habe Josef kurzerhand seine Hosen – eine Art Strumpfhose – ausgezogen und zu-rechtgeschnitten. Was eben gerade da war. Einer, der nicht nur sein letztes Hemd für das neugeborene Kind gibt, sondern auch seine Hosen!

Wir reden manchmal davon, dass Jesus in einer Welt voll Armut und Gewalt geboren wurde. Die Krippe. König Herodes, der dem Kind nach dem Leben trachtet. Die Flucht nach Ägypten. Jesus hat Gewalt und Armut am eigenen Leib erlebt. Das ist so. Aber die Hosen des Josef erinnern auch daran, dass diese Welt auch ein freundlicher und warmer Ort ist.

Wo Menschen ohne viele Worte anpacken und helfen. Möglich machen, was geht. Und ein Neugeborenes willkommen heißen in dieser seltsamen Welt.

Frohe Weihnachten!

Ihr und euer Pastor Stefan Schmidt



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